Fünf Tage wollte ich unterwegs sein, es begann Tag 3. Bergfest sozusagen. Und an diesem dritten Tag stand das eigentliche Ziel meiner Tour an, Luxemburg. Und zwar alle Passknacker-Punkte, die das Land zu bieten hat.
Abfahrt und Berufsverkehr
Die geplante Tour hatte eine Länge von 501 Kilometern. Mein Hotelzimmer hatte ich mit Frühstück gebucht, dieses gab es jedoch erst ab 8 Uhr. Somit würde ich vermutlich erst gegen halb neun losfahren können, und das war mir auf jeden Fall zu spät. So beschloss ich, dass Frühstück ausfallen zu lassen und gegen sieben auf dem Motorrad zu sitzen.
Ich ließ mich von calimoto vom Hotel weg auf direktem Wege zur Autobahn navigieren, dieser bzw. diesen (A1, A602 und A64a) folgte ich bis kurz hinter der luxemburgischen Grenze. Meine Passknacker-Punkte lagen über das ganze Land verteilt, doch der Großteil konzentrierte sich auf die Mitte und den Norden Luxemburgs. Im Süden waren es nur drei - zwei davon nördlich von Luxemburg-Stadt, und einer ganz im Südwesten, bei Differdange. Und genau der sollte der erste des Tages sein. Um dort hinzukommen musste ich jedoch an Luxemburg-Stadt vorbei, und hier herrschte gerade die morgendliche Rush-Hour. Dennoch erwischte ich hin und wieder ein paar Kilometer, die ruhig und angenehm zu fahren waren.
Schließlich erreichte ich auch den ersten Nachweispunkt des Tages, “Um Stronk / Euro-Col” bzw. den Col de l’Europe.
Nummer 2 und 3 nördlich von Luxemburg-Stadt folgten auch so gleich, wobei hier zum morgendlichen Berufsverkehr auch noch Baustellen kamen. Bisher keine schöne Fahrerei…
Ruhigere Straßen, schöneres Fahren
Sobald ich mich von Luxemburg-Stadt Richtung Norden entfernte, wurde der Verkehr ruhiger. Sicher, mit zunehmender Zeit ließ natürlich auch der Berufsverkehr nach, aber je weiter ich von der Hauptstadt wegfuhr, umso weniger war auch generell los. Sehr schön!
Zwischenzeitlich hielt ich an einer kleinen Hütte, neben der ein Funkmast stand - und telefonierte mit meiner Frau. Die befand sich gerade auf dem “Rock im Park”-Festival in Nürnberg, und in meinem “Funkloch-Hotel” war an ein Gespräch nicht zu denken. Ich hätte zwar WLAN-Empfang gehabt - sie jedoch nicht. Und die Funkzellen am Festival waren wohl auch so stark beansprucht, dass zwar Telefonieren möglich ist, jedoch nur sehr wenig Datenrate für die Telefone übrig blieb. Somit schied auch Telefonie über einen Messenger aus.
Und was sich vorhin bereits ankündigte, bestätigte sich mit jedem Kilometer, den ich von der Großstadt Luxemburg weg fuhr: Weniger Verkehr, schönere Straßen, tollere Aussicht.
Am nächsten Nachweis, Hochfels, galt es eine markarnte Hütte oder ehemalige Geschütze zu fotografieren. Gefunden habe ich beides, als Nachweisfoto verwendete ich die Geschütze.
Beinahe das Ziel bereits am Anfang verfehlt
Ich hatte mir ja vorgenommen, dass ich, wenn ich schonmal mit dem Motorrad in Luxemburg bin, das Land Passknacker-technisch komplett abzufahren, zu knacken. Nun, ich schiebe es einfach mal auf calimoto, da ich mir ziemlich sicher bin, dass mir das nicht einfach so passiert ist. Aber fast wäre das Projekt gescheitert, da mir calimoto einen meiner geplanten Via-Punkte (=Passknacker-Punkte) unterschlagen hat.
Ich hielt am nächsten Punkt, den mir calimoto präsentierte und überlegte, von wo ich ein Foto machen sollte. Während ich im Roadbook nachsah, was hier so als Nachweis-Motiv empfohlen wird, fiel mir auf, dass ich bei Punkt 8 war - Punkt 7 hatte mir calimoto vorenthalten. (Abends im Hotel kontrollierte ich nochmal meine geplante Route: Natürlich war der Punkt in meiner Planung, calimoto hatte ihn nur aus irgendeinem Grund unterschlagen!)
Das ärgerlichste an der Sache war, dass ich an Punkt 7 bereits vorbeigefahren bin - ich habe ihn nur nicht erkannt, da mir calimoto keinerlei Hinweis gegeben hat… Nun gut, somit fuhr ich eben wieder 8 Kilometer retour. Den Punkt auslassen war schließlich auch keine Option: ich wollte ja alle 29 Punkte in Luxemburg!
Nachdem das erledigt war, beschloss ich, die Karte etwas genauer im Blick zu behalten und in Gedanken immer mit meinen nächsten Punkten im Roadbook abzugleichen, damit mir so etwas nicht noch einmal passierte.
Der nächste Punkt, der erreicht werden wollte, war Kaundorf. Als Nachweis diente mir hier ein Denkmal der Ardennenoffensive.
Es folgte der Wasserhochbehälter in Eschdorf, der kein so tolles Fotomotiv abgab. In die andere Richtung fotografiert, ergab sich jedoch schon ein schöneres Bild.
Wasserturm, Windrad und Rallye
Der nächste Punkt sollte der Ort Heiderscheid sein. Hier entschied ich mich entgegen der Empfehlung auf der Passknacker-Seite gegen das Ortsschild und für den Wasserturm im Ort als Fotomotiv.
Auf dem Weg zu meinem nächsten Eintrag im Roadbook passierten zwei erwähnenswerte Sachen. Erstens: Ich passierte eine Windrad-Baustelle. Ist jetzt nichts besonderes - ich frag mich nur, was die mit dem kleinen Kran dort am Windrad rumbauen…
Wobei, vermutlich werden damit nur irgendwelche Nebenarbeiten erledigt - die weiteren Windrad-Teile werden wahrscheinlich mittels eines Hubschraubers in Position gebracht.
Anschließend landete ich wohl in einer Art Rallye. Jedenfalls kamen mir immer wieder kleinere Gruppen von Sportwagen entgegen, die alle die gleichen Aufkleber (Rallye-Logo mit Teilnehmernummer) trugen.
Die Wagen kamen mir jedoch nicht nur entgegen, teilweise fuhren sie auch in meine Richtung. Entweder hatte sich der ein oder andere Teilnehmer verfahren - oder es gab bei dieser Rallye keine fest vorgegebene Strecke, vielleicht mussten auch einfach nur bestimmte Punkte angefahren werden. Praktisch ganz ähnlich meinem Tagesvorhaben.
Den nächsten Punkt erreichte ich auch:
Kurz vor meinem nächsten Ziel, dem Ort Bourscheid, ergab sich eine Möglichkeit, die Aussicht zu geniessen. Und ich muss wirklich sagen - auch wenn ich hier selten über 500 Höhenmeter gekommen bin, bot die Gegend doch wirklich schöne Ausblicke.
Im Anschluss kam schließlich der Passknacker-Punkt Bourscheid - auch hier sollte wieder einmal das Ortsschild als Nachweismotiv herhalten.
Der nächste Nachweis sollte ebenfalls wieder nicht weit weg liegen. Doch leider musste ich den eigentlich geplanten Weg von Bourscheid nach Schlindermanderscheid nach etwa der Hälfte abbrechen und umdrehen, da die Straße aufgrund einer Baustelle gesperrt war. Nun gut, fuhr ich eben wieder durch Bourscheid zurück und den anderen Weg nach Schlindermanderscheid.
Angekommen bin ich trotzdem, und am Schlindermanderscheider Kreuz konnte ich auch noch kurz den Ausblick genießen.
Donatus-Denkmal
Der nächste Punkt in meinem Roadbook war etwas weiter entfernt. Wobei, wirklich weit war hier in Luxemburg ja eigentlich nichts. Zwischen den Punkten Schlindermanderscheider Kreuz und Beim Donatus lagen aber immerhin 17 Kilometer. Die brachte ich aber auch hinter mich und erreicht somit den kleinen Weiler Beim Donatus, der hauptsächlich aus dem Donatus-Denkmal besteht, zu Ehren des Heiligen, der vor Blitzschlag schützen soll.
Der gute Donatus musste mir in seiner Eigenschaft als Beschützer vor Blitzen und Unwettern an diesem Tag jedoch nicht beistehen, bis auf ein paar kleine weiße Flecken war der Himmel durchgängig strahlend blau und die Temperaturen waren im angenehmen zweistelligen Bereich.
Über schön geschwungene Straßen ging es weiter zum nächsten Passknacker-Punkt, Weicherdange.
Der nächste Eintrag im Roadbook war wieder einer der Sorte, die man halt mitnimmt - viel Sehenswertes konnte ich Lentzweiler nicht abgewinnen. Immerhin, wir waren hier mal wieder etwas höher, nämlich über 500 Metern.
Luxemburgs höchster (anfahrbarer) Punkt
Nun ging es zum zweithöchsten Punkt in Luxemburg, und gleichzeitig zum höchsten, den man anfahren konnte: dem Burgplatz. Wikipedia weiß dazu:
Der Hügel Kneiff stellt mit 560,08 m die höchste Erhebung von Luxemburg dar. Er liegt in der Gemeinde Ulflingen auf dem Gebiet der Ortschaft Wilwerdingen, im äußersten Norden des Großherzogtums nahe der Grenze zu Belgien und ist ein Teil der Ardennen, der Ösling genannt wird. Er ist Bestandteil des Naturparks Our.
Erst danach folgt mit 559 m der Burgplatz (lux.: Buergplaz) bei Huldingen, der oft fälschlicherweise als höchster Punkt bezeichnet wird, da der Kneiff mitten in einer Schonung liegt und im Gegensatz zum Burgplatz touristisch kaum erschlossen ist.
Und :
Der Burgplatz (auch Buurgplaatz, Buergplaatz, Burrigplatz oder Buergplaz zu Huldang) ist die zweithöchste Erhebung Luxemburgs.
Sie liegt im nördlichen Teil des Landes bei dem Ort Huldingen in der Gemeinde Ulflingen und ist 559 Meter hoch. Oft wird diese Erhebung als die höchste Luxemburgs bezeichnet, sie ist aber einen Meter niedriger als der Kneiff.
Das war auch gleichzeitig der nördlichste Passknacker-Punkt des Tages. Und weil ich gerade so weit nördlich in Luxemburg war, hielt ich noch schnell an einer nahgelegenen Shell-Tankstelle für ein Foto.
Hier habe ich nicht getankt, aber hier waren meine Frau und ich vor ein paar Jahren schonmal, als wir zum Abschluß unseres Aufenthalts in Luxemburg-Stadt das Land einmal von unten nach oben durchfahren haben. Hinter dem Kreisverkehr beginnt bereits Belgien.
Heinerscheid, Marnach und Hosinger Windrad
18 Passknacker-Punkte hatte ich inzwischen in Luxemburg angefahren und fotografiert - es fehlten also noch 11. Und die ersten drei der letzten 11 sollten Heinerscheid, Marnach und Hosinger Windrad heißen. Ich befand mich ja gerade am nördlichen Ende von Luxemburg, den Süden, die Mitte und den Westen hatte ich erledigt. Nun konnte ich mich entlang der östlichen Grenze bis Echternach hangeln, die Punkte lagen alle mehr oder weniger auf einer Linie.
In Heinerscheid hielt ein Gasthof als Fotomotiv her, in Marnach das dortige Kulturzentrum. Und am Hosinger Windrad, oh Wunder, ein Windrad. Dort für ein Foto hinzukommen, war jedoch gar nicht so einfach - wenn ich die Schilder richtig gedeutet habe, bin ich wohl über einen Fahrradweg zum Fotopunkt gefahren. Naja, die Bolt hat auch zwei Räder.
Dafür gab es dann aber auch eine tolle Aussicht.
Die nächsten vier
Somit waren es 21 von 29, und es folgten gleich die nächsten 4 Punkte. Der erste war Holzthum, hier galt es wieder einmal, das Ortsschild zu fotografieren. Auf Holzthum folgte in geringer Entfernung (praktisch im Nachbarort) der Wahlhausener Wasserbehälter. Von hier ging es südlich in Richtung des Ortes Nachtmanderscheid. In Nachtmanderscheid wurde das Ortsschild fotografiert, im Hintergrund befand sich der Dorffriedhof. Und direkt ein Dorf weiter lag gleich der nächste Nachweispunkt - Grostaen.
Am letzten dieser Punkte, in Grostaen, bot sich erneut die Gelegenheit, einen weiten Blick über die Luxemburger Landschaft zu genießen (und diesen in einem Foto festzuhalten).
Furener Knupp und ein Verlust
Irgendwie war mir das es mir bereits morgens bei der Abfahrt bewusst, und am letzten Punkt, Grostaen muss es dann passiert sein. Ich habe vergessen, das Passknacker-Poster wieder einzupacken und es natürlich verloren. Passiert ist das vermutlich, weil ich die letzten zwei Tage mit Gepäck unterwegs war. An meiner Gepäckrolle habe ich ein kleines Poster befestigt, so muss ich nicht an jedem Punkt das Bild aus der Tasche holen und festklemmen. Und an diesem Tag war die Routine plötzlich eine andere, bei jedem Punkt musste ich an das Bild denken. Immerhin, ich habe es auf keinem Nachweis vergessen.
Aber weil ich mich kenne, hatte ich zu Beginn der Saison noch zwei Ersatz-Poster laminiert und diese im Seitenkoffer deponiert. Nun konnte ich es brauchen. Was wäre das ärgerlich gewesen, die restlichen Punkte ohne Poster nachweisen zu müssen und auf die Gnade der Passknacker-Admins angewiesen zu sein…
Einziger Nachteil: Das Poster, dass ich bisher verwendet habe, hatte DIN-A4-Größe, die beiden Ersatzposter sind nur in DIN-A5. Aber meine Nachweisbilder wurden freigeschaltet, war also dennoch zu erkennen.
Der Passknacker-Punkt, an dem mir das Malheur auffiel, war Furener Knupp. Eine kleine Erhebung auf 378 Metern Höhe, die einen tollen Ausblick über die umliegende Landschaft bot.
Die letzten drei in Luxemburg
Ich hätte noch ein paar zusätzliche Passknacker-Nachweise einfahren können, während ich mich an der luxemburgisch-deutschen Grenze Richtung Süden hangelte. Mein Ziel war jedoch, alle Punkte in Luxemburg abzuhaken, und somit in der aktuellen Passknacker-Saison in den Rang des “Einheimischen” aufzusteigen. (Einheimischer wird man, sobald man in einem Land alle Punkte in einer Saison angefahren hat.) Somit waren die 29 Punkte in Luxemburg mein Hauptziel, der Rest wäre nettes Beiwerk gewesen. Und da diese Tour eh schon eine Länge von 500 Kilometern hatte, verzichtete ich auf das “nette Beiwerk” und konzentrierte mich auf mein Ziel. Und um das Ziel zu erreichen, fehlten mir noch drei Fotos aus Luxemburg:
Und somit war der Einheimischer-Rang gesichert! Am letzten Punkt kontrollierte ich nochmal meine Fotos auf dem Smartphone. Zuerst wollte ich wissen, ob ich wirklich 29 Nachweise fotografiert hatte, im zweiten Kontrollgang überprüfte ich, ob auch auf jedem Foto das Poster und mein Kennzeichen zu erkennen war. Nichts wäre ärgerlicher gewesen, als abends im Hotel oder gar erst wieder zu Hause festzustellen, dass mir aus irgendeinem Grund ein Nachweis fehlte.
Aber: Ich habe alle 29 Punkte angefahren und fotografiert, das Poster und mein Kennzeichen waren immer mit im Bild. Tagesziel erreicht!
Piesporter Heiligenhäuschen
Nun hatte ich noch knappe 100 Kilometer, um wieder zurück nach Gräfendhron in mein Hotel zu kommen. Und weil der Punkt direkt auf dem Weg lag, fuhr ich noch das Piesporter Heiligenhäuschen an, mein Passknacker-Nachweis Nummer 30 des Tages.
Zum Glück hab ich mich für den letzten Passknacker-Nachweis entschieden. Hätte ich das nicht getan, hätte calimoto vielleicht eine minimal andere Route gewählt - und mir wäre der Anblick der Moselschleife um Piesport entgangen. Wirklich traumhaft, und ein genialer Abschluss dieses Tourtages!
Ich habe hier bestimmt über zwanzig Fotos gemacht, die im Nachhinein alle gleich aussehen. Deswegen habe ich mich für diese beiden entschieden - ich hoffe, die Atmosphäre kommt einigermaßen rüber.
Fazit Tag 3
Den Rang Einheimischer in Luxemburg habe ich mir während der tatsächlich gefahrenen 526 Kilometer erarbeitet. Die obere Hälfte Luxemburgs ist für Motorradfahrer sehr schön, die untere Hälfte hat mich nicht ganz so begeistert. Dennoch ein sehr schöner Tag.
Und als kleiner Bonus:
Mein Abendessen viel eher sparsam aus - mehr gab die letzte Tankstelle nicht her. Rückblickend betrachtet, hätte ich mir das Bifi Currywurst sparen können. Schmeckt wie schlechte Salami mit Curry-Ketchup.
Karte & Kommentare
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