Die Luxemburg-Tour war vorbei, ich war inzwischen schon wieder knapp zwei Wochen zu Hause und wollte den Feiertag nutzen, um die Bolt mal wieder ein wenig zu bewegen.
Planung und Abfahrt
Geplant hatte ich einige Passknacker-Punkte im Allgäu und etwas weiter südlich in Österreich. Wobei sich der Hauptteil der Tour auf das Allgäu beschränken sollte. Meine Route sollte gute 500 Kilometer umfassen. Damit ich am Nachmittag wieder zu Hause war, beschloss ich, die ersten 160 Kilometer auf der Autobahn hinter mich zu bringen. Kurz hinter der geplanten Abfahrt von der Autobahn sollte auch mein erster Passknacker-Punkt des Tages liegen, das Schloss Zeil bei Leutkirch im Allgäu.
Da ich wieder einmal recht früh wach war (der 16.06. war ein Donnerstag - somit war mein Körper wohl auf eine volle Arbeitswoche mit frühem Aufstehen eingestellt), saß ich nach dem ersten Kaffee um fünf Uhr auf dem Motorrad. Mein Weg führte mich direkt auf die A99 um München zu umfahren, anschließend ging es auf die A96 Richtung Lindau.
Mein erster Tankstopp war hinter Schloss Zeil geplant, etwa 175 Kilometer nach Abfahrt. Da ich es auf der Autobahn jedoch recht zügig angehen liess und die Bolt bei Geschwindigkeiten jenseits von 120 km/h doch etwas mehr Sprit schluckt, sagte mir die leuchtende Reserve-Lampe bereits nach etwa 135 Kilometern “Guten Morgen”. Vermutlich hätte ich es noch zur geplanten Tankstelle geschafft, da ich jedoch seit knapp 3 Jahren einen kleinen 2-Liter-Reserve-Kanister im Seitenkoffer mitführte und der darin ja auch nicht besser und außerdem gerade ein Rastplatz kam, beschloss ich, den alten Sprit mit den restlichen noch im Tank befindlichen vier Litern zu mischen. Als ich den Kanister öffnete, war ich etwas überrascht - über die Jahre ist hier wohl doch einiges verdampft bzw. verdunstet. Ich hatte den kleinen schwarzen Behälter damals bis zum Rand gefüllt, also mit zwei Litern. Nun war er noch gut über die Hälfte voll, war jedoch fest verschlossen gewesen. Zum Glück hatte ich die angeblichen 2 Liter, die ich glaubte mit mir zu führen, nie ernsthaft gebraucht. (Notiz an mich: Den Sprit im Reserve-Kanister einmal pro Saison verbrauchen und durch frischen ersetzen!)
Mit dem vermutlich nicht mehr ganz so guten Sprit, vermischt mit dem restlichen Sprit im Tank, kam ich jedoch gut weiter. Und ich nahm mir fest vor, an der nächsten Tankstelle den Tank und den Kanister zu füllen, sowie den Sprit dort regelmäßiger zu tauschen.
Bei Aichstetten verließ ich die Autobahn und fuhr die wenigen Kilometer zum Schloss Zeil, wo ich mein erstes Nachweisfoto des Tages machte.
Anschließend hielt ich kurz in Diepoldshofen, tankte wie vorgenommen und fuhr weiter.
Wettersorgen
Ich hatte die Wetterprognose am Vorabend sowie morgens vor Abfahrt nochmal geprüft, laut dieser Prognose sollte mir maximal ein kleiner Regenschauer bevorstehen. Den ich jedoch mit etwas Glück umfahren konnte, so war meine Hoffnung. Je mehr ich Richtung Südwesten fuhr, je näher ich den Allgäuer Alpen kam, umso weniger glaubte ich jedoch, dass ich diese Tour komplett trocken überstehen würde.
Wenn ich mir nicht gerade über das Wetter Gedanken machte, genoss ich einfach die Landschaft und die Kurven - beides sehr angenehm auf dem Weg zum Eschacher Weiher. Besonders das waldige Stück entlang der Eschach wusste zu überzeugen.
Im Anschluss wartete der zweite Nachweis dieser Tour auf mich.
Das Panorama ist links der Mitte etwas arg dunkel geraten - so finster war es nicht wirklich. Die nächsten beiden Bilder geben die Lichtstimmung allerdings tatsächlich sehr realitätsgetreu wieder. Es war wirklich sehr toll anzusehen.
Nicht weit weg folgten die nächsten beiden Nachweise des Tages, Wegscheidel und Schmidsreute.
Sonnige Abschnitte und freundliche Nachfragen
Bei der Abfahrt von Schmidsreute wurde die Straße aufgrund von Bauarbeiten des Asphalts beraubt.
So lange solche Abschnitte nur kurz sind, macht es mir nichts aus. Längere Etappen ohne Asphalt muss ich jedoch nicht unbedingt haben.
Je weiter ich mich meinem nächsten Punkt im Roadbook näherte, umso besser wurde das Wetter. Der Himmel zeigte mehr Blau, die Sonne schien durchgängig. Ich machte mir erstmal keine Sorgen mehr, dass ich nass werden würde.
Ein schönes Erlebnis hatte ich am fünten Nachweispunkt. Ich hielt rechts an einer kleinen Feldeinfahrt und machte mein Foto. In dieser Zeit kam ein Förster (vermute ich) mit seiner Frau (ebenfalls vermutet) aus dem Wald, sie hielten bei mir und erkundigten sich, ob alles in Ordnung sei. Ich bejahte, worauf hin mir erklärt wurde, dass es hier wohl des öfteren Zusammenstöße zwischen Wild und Motorradfahrern gebe, deswegen hatten sie sich gleich Sorgen gemacht. Ich versicherte ihnen nochmals, dass ich wirklich nur für ein paar Bilder angehalten habe.
Doch komplett ohne Opfer war dieser Ort nicht - einen kleiner Vogel hat eine Begegnung mit einem Auto wohl nicht überlebt.
Das freundliche Förster-Paar kümmerte sich auch gleich um den Vogelleichnam und bettete ihn neben der Straße zur Ruhe.
Der Weg zum nächsten Punkt bot alles, was fahrtechnisch Spaß macht:
Schön an den Routen, die mir calimoto serviert, ist die Tatsache, dass ich manchmal auf kleinste Straßen geschickt werde. So wie hier. Ich hatte schon Angst, dass es auf die Schnellstraße geht, aber nein: ich sollte abbiegen, und es erwartete mich eine sehr schmale, schöne kleine Straße.
Der nächste Punkt auf meiner Liste war Osterhofen, das an einer Straße liegt, die schön oberhalb der B12 Richtung Westen führt.
Weiter im Trockenen
Kurvige Straßen führten mich weiter Richtung Süden, erst ab der Tiroler Enklave Jungholz wollte ich wieder Richtung Nordosten fahren.
Dort, wo ich mich befand, war es noch trocken. Doch in der Richtung, in die ich mich bewegte, sah es auf jeden Fall etwas mehr nach Regen aus. Die kleine Regenwolke, die ich heute morgen in der Wettervorhersage gesehen habe, schien doch etwas größer zu sein.
Die Punkte Diepholz und Stixner Joch waren angefahren, nun ging es nicht mehr recht viel weiter nach Süden. Erst mal bewegte ich mich ca. 20 Kilometer weiter Richtung Osten, vorbei an Immenstadt im Allgäu auf Jungholz zu. Doch bevor ich das kleine Stück Österreich anfuhr, sollten noch die beiden Punkte Breitenberg / Großer Wald und Gereute folgen.
Auf dem Nachweisbild ist es bereits zu erkennen - der Regen holt mich ein. Also beschloss ich, an der Einmündung, meinen Regenüberzug anzulegen. Die großen Regentropfen auf der Straße kündigten an, dass ich dem Regen wohl doch nicht ausweichen konnte.
Voll erwischt
Ich befuhr die schmale Straße hoch zum nächsten Punkt, Gereute, als ich von Nordosten die Wand aus Regen auf mich zu ziehen sah. Bei einsetzendem Regen knipste ich noch schnell das Nachweisfoto an der kleinen Kapelle (die leider keine Schutzmöglichkeit bot) und fuhr eilig weiter, damit ich mich vor dem Regen eventuell irgendwo unterstellen konnte.
Kurz nach diesem Punkt war ich dann voll im Regen, der war so dicht, dass ich wirklich Probleme hatte, die Straße vor mir zu erkennen. Leider war ich auf diesem Höhenzug dem Regen, zu dem nun auch noch ein starkes Gewitter inklusive unangenehmem Hagelschlag kam, recht schutzlos ausgesetzt. Der Regen und Hagel erzeugte eine interessante Geräuschkulisse im Helm, die Blitze und der Donner vervollständigten das Gesamtbild.
Ungefähr einen Kilometer rollte ich langsam durch das Gewitter, bis ich einen kleinen Berggasthof fand, der zwar noch geschlossen hatte, jedoch am Eingang einen überdachten Windfang besaß, wo ich mich etwas unterstellen konnte. Vermutlich war es die Wirtin, die mir einen Stuhl anbot, damit ich die Wartezeit sitzend überbrücken konnte. Sehr nett, vielen Dank dafür nochmal!
Das Regengebiet zog nun über mich hinweg, ich wartete hier etwa 20 Minuten, bis ich einigermaßen sicher weiter fahren konnte. Währenddessen prüfte ich auf dem Regenradar, ob noch etwas nachkommen sollte. Dabei stellte ich fest, dass ich vermutlich direkt in der Mitte der Gewitterzelle gewesen bin.
Als ich mich wieder auf den Weg machen wollte, bot mir die gute Frau vom Gasthof auch noch schnell ein Handtuch an, damit ich den Sitz der Bolt etwas trocknen konnte. Wirklich, sehr freundlich!
Jungholz, Oberjochpass, Österreich
Das nächste Ziel war die Enklave Jungholz. An meinem üblichen Fotomotiv, der Kirche im Ort, fanden gerate Fronleichnams-Feierlichkeiten statt - da wollte ich nicht stören. Also hielt ich etwas abseits, am derzeit nicht genutzten Skilift an.
Den Skilift hatte ich ebenfalls bereits einmal als Nachweismotiv genutzt, somit würde es dieses Mal wohl auch wieder klappen.
Mein nächstes Ziel war der Jochpass bzw. Oberjochpass. Dieser Pass bildet den Übergang vom bayerischen Oberjoch nach Tirol, hier findet sich hinter der Grenze die Orte Schattwald und Tannheim. Am Jochpass selbst war es noch trocken, sobald ich jedoch die Grenze nach Österreich passierte, holte mich das zweite Regengebiet des Tages ein…
Nach Tannheim bog ich Richtung Norden und somit auch wieder Richtung Bayern ab, auf der Straße Richtung Pfronten lag noch der Passknacker-Punkt “Lumberg / Seealpe”. Diesen wollte ich auch noch anfahren, bevor es wieder ins Heimatland ging.
Der Regen drehte hier noch mal richtig auf - aber nass war ich jetzt eh schon, und so lange es bei Regen blieb und nicht noch einmal Hagel und Gewitter dazu kam, war ich ja schon zufrieden.
Richtung Heimat
Die Grenze passierte ich südlich von Pfronten, passierte dieses und machte mich nun so langsam auf den Heimweg. Insgesamt waren an diesem Tag 18 Passknacker-Punkte geplant, 15 hatte ich bereits erledigt. Der erste der letzten drei Punkte war allerdings noch etwa 50 Kilometer entfernt, und bevor ich diesen erreichen sollte, wollte erst einmal wieder etwas frischer Sprit in den Tank der Bolt gefüllt werden.
Ab Pfronten besserte sich das Wetter deutlich, bei meinem Tankstopp in Seeg (nördlich zwischen Pfronten und Füssen) konnte ich das Regenzeug wieder ablegen. Und bewundern, wie der Regen und die nassen Straßen die Bolt eingesaut hatten.
Die Wetterlage bot auch unterwegs noch einige spannende Anblicke. Ich hielt an einem kleinen Parkplatz an der Landstraße. Nach hinten fotografiert, war bestes Motorradwetter. Zur Seite konnte man das Regengebiet sehen, durch das ich vorhin bereits gefahren bin.
Bei der Planung habe ich hin und wieder auch kleinste Straßen ausgewählt, meistens bieten diese tolle Ausblicke abseits des Verkehrs. Und auf so eine kleine Straße kam ich nun.
Die kleine, schmale Straße enttäuschte mich nicht - sie bot wirklich tolle Aussichten auf die umliegende Gegend.
Und die kleine, schmale Straße wurde im weiteren Verlauf noch etwas kleiner und schmäler!
Plötzlich stand ich fast in einem Bauernhof, die zwei Katzen ließen sich durch mich nicht beeindrucken. Auch als ich vorbeifuhr, blieben sie völlig entspannt auf der warmen Straße liegen.
Passknacker.li
Der nächste Passknacker-Punkt sollte der einhundertfünzigste Nachweis in dieser Saison sein, den ich anfuhr. Und somit war ich im Bereich des Ranges Passknacker.li.
Doch bevor ich diesen Punkt erreichte, blieb ich der bisherigen Straßengröße treu und fuhr auf kleinen, schmalen Wegen Richtung Auerberg.
Von hier oben gibt es auch immer einen schönen Blick über die umliegende Landschaft, und auch bei der Abfahrt lassen sich noch tolle Momente einfangen.
Die letzten zwei
Meine letzten zwei Ziele vor der heimischen Tankstelle waren die Punkte Knöbel & Hoher Peissenberg. Auf dem Weg zum ersten der beiden wirkte das Wetter dann wieder etwas bedrohlicher, ich war jedoch guter Dinge, dass ich nicht noch einmal nass werden würde.
Auch am Nachweispunkt war von der Sonne keine Spur mehr, der Himmel war wieder stark bewölkt.
Ähnlich wie die zwei Katzen auf dem Bauernhof fand sich auch hier ein Exemplar, das sich in keinster Weise von meiner Anwesenheit stören ließ. Die Katze ging in aller Ruhe und mit vollem Ernst der Aufgabe nach, irgendetwas zu jagen.
Nun lag nur noch ein Passknacker-Punkt vor mir, inzwischen war ich seit gut 400 Kilometern unterwegs. Der Hohe Peissenberg war etwa 25 Kilometer von meinem jetzigen Punkt entfernt. Ich fuhr durch Schongau und Peiting, um kurz vor Peißenberg in Hohenpeißenberg zum Hohen Peissenberg abzubiegen. (Was für ein Satz!)
In Peißenberg traf ich einen alten Bekannten, der gerade etwas wanderte. War schön, denjenigen mal wieder zu sehen. Mike, beste Grüße!
Die Wolken, die sich südlich an den Bergen festgefangen hatten, blieben mir erst noch im Sichtfeld. So lange sie immer schön seitlich zu sehen waren, war ich jedoch beruhigt. Nur vor mir wollte ich diese Färbung des Himmels heute nicht mehr sehen.
Auf dem Hohen Peissenberg war, vermutlich aufgrund des Feiertages, einiges los. Ich fuhr ans Ende des Parkplatzes um dort mein Nachweisfoto zu schießen, das letzte des Tages.
Bei der Abfahrt konnte ich nochmals einen Blick nach Süden werfen - nein, ich war froh, heute nicht mehr in dieser Richtung unterwegs zu sein. Das Wetter machte dort keine Hoffnung, trocken durchzukommen.
Über Peißenberg und Weilheim steuerte ich zwischen Starnberger See und Ammersee auf Starnberg zu. Da das Wetter zu diesem Zeitpunkt den Eindruck machte, dass ich eventuell doch noch einmal nass werden könnte, beschloss ich ab Starnberg den schnellsten Weg nach Hause zu nehmen: Über die A95 nach München, und hier dann direkt über den Mittleren Ring nach Hause.
Wie immer steuerte ich gut einen Kilometer vor meinem Zuhause die HEM-Tankstelle an, um den Tank für die nächste Tour gleich voll zu haben.
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