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Tour nach Südtirol - Tag 1

Endlich! Endlich war es soweit! Ich konnte meine Tour nach Südtirol antreten! Geplant hatte ich die Tour schon im Dezember 2019, fahren wollte ich eigentlich im Juni oder Juli 2020 - leider kam mir Corona dazwischen. Also habe ich die ganze Tour auf 2021 verschoben. Und da ich nun diesen Beitrag schreibe, hat es tatsächlich geklappt.

Am Mittwoch, den 7. Juli fuhr ich morgens los. Der grobe Plan war bei Mittenwald nach Österreich, hier Richtung Timmelsjoch und dann in Italien Richtung Bozen zum Hotel. Wenn dann noch Lust und Konzentration vorhanden ist, noch eine kleine Runde um Bozen.

Die ganze Tour sollte natürlich mit ein paar Passknacker-Punkten verbunden werden. Also habe ich in der Vorbereitungsphase geschaut, welche Punkte auf meinem geplanten Weg liegen und versucht, diese möglichst sinnvoll in meine Route zu integrieren.

Normalerweise bin ich reiner Schönwetterfahrer. Wenn’s regnen soll, bleibe ich einfach zu Hause. Bei einer mehrtägigen Tour mit Hotelbuchung kann ich aber nicht wirklich ausweichen. Hier nehme ich auch mal etwas Regen in Kauf. Und - wie sollte es anders sein - bei meiner Abfahrt herrschte natürlich ziemlich trübes Regenwetter. Eine Regenkombi besitze ich, allerdings habe ich bei meiner letzten mehrtägigen Tour festgestellt, das weder meine Handschuhe noch meine Stiefel mehreren Stunden Regen standhalten. Und es ist zwar toll, wenn ich grundsätzlich troucken bleibe, jedoch extrem unangenehm, wenn Hände und Füsse nass und kalt sind. Daher habe ich mich vor der Tour noch mit Neopren-Überhandschuhen und Silikonüberziehern für die Stiefel eingedeckt.

07.07.2021, ca. 5:15 Uhr. Die Sonne ging langsam auf, der Himmel war bedeckt, ich fuhr los. Die Regenkombi hatte ich bereits an, die Neopren- sowie die Silikonüberzieher zog ich zwei Orte weiter ebenfalls an, der Regen wurde stärker. Und um den Tour-Auftakt so richtig stilvoll zu gestalten, hielt der Regen auch erstmal durchgängig bis zum Sylvensteinstausee.

Sylvensteinstausee in Wolken

Aber: Sowohl die Neopren-Überzieher als auch die Silikonüberzieher hielten komplett dicht, so hatte ich mir das vorgestellt. Ich sah zwar recht albern aus, aber ich bin ja unterwegs um Motorrad zu fahren, nicht um einen Schönheitswettbewerb zu gewinnen.

Vom Sylvensteinspeicher ging es weiter über die Vorderriss-Mautstraße nach Mittenwald. Ich passierte das Mauthäuschen um kurz vor sieben - kein Mitarbeiter zu sehen. Ich hab mich schon oft gefragt, ob hier auch früh morgens schon kassiert wird. Für wochentags vor sieben Uhr kann ich die Frage also jetzt mit Nein beantworten. Die Straße war wie immer schön, auch bei Regenwetter strahlt die Gegend einfach eine wahnsinnige Ruhe aus.

Von Wallgau war es nicht mehr weit nach Mittenwald, und hier entschied ich mich für den kleinen Grenzübergang an der Leutascher Straße und gegen den Übertritt an der B2 bei Scharnitz.

Es folgten die ersten vier Passknacker-Punkte der Tour: Neuleutasch, Seefeld, Mösern und die Buchener Höhe.

Neuleutasch Seefeld Mösern Buchener Höhe

Der Himmel blieb grau, es regnete aktuell jedoch nicht mehr. Sehr schön!

Buchener Höhe, andere Blickrichtung

Ich hätte nun einfach über Telfs der A12 / B171 folgen können, um auf die B186 Richtung Sölden bzw. Timmelsjoch zu kommen. Dann hätte ich aber die beiden Passknacker-Punkte Kühtai und Sattele ausgelassen. Also ging es erstmal zurück Richtung Seefeld, vorbei an Zirl und schließlich auf die L13 Richtung Kühtai. Kurz vor der Passhöhe (die sich leider in einer Wolke versteckte) bin ich mit den Stiefeln in einer Baustelle auf den Boden gekommen - das reichte aus, dass der linke Silikonüberziehr an der Spitze einriss - großes Kino!

Am Ortsschild Kühtai hielt ich an, und versuchte unter neugieriger Beobachtung einer Gruppe Kühe mit Panzertape den Überzieher notdürftig zu reparieren. Das gelang mir auch - es sah deswegen aber nicht besser aus.

Nachweisbild Kühtai Erfolgreicher Reparaturversuch Erst beobachteten sie mich aus nächster Nähe, dann wurde das wohl zu langweilig und sie zogen weiter ihres Weges…

Sobald es bergab ging, wurde die Sicht auch wieder besser - allerdings verlor die Wolke jetzt Wasser. Es regnete wieder. Mein Konstrukt aus Panzertape hielt jedoch dicht.

Nachweispunkt Sattele

Nun ging es auf die B186 Richtung Sölden bzw. Italien. Ich hätte direkt zum Timmelsjoch fahren können, ich könnte es jedoch auch noch mal mit der Ötztaler Gletscherstraße zum Tiefenbachferner versuchen. Das wollte ich vor 2 Jahren schon mal machen, da wurde mir an der Mautstelle jedoch abgeraten - ein nicht unerhebliches Stück wäre aufgrund von Unwetterschäden nicht asphaltiert gewesen, außerdem hat es damals wie aus Kübeln gegossen. Aktuell regnete es nicht mal, also wollte ich mein Glück nochmal versuchen.

Panorama an der Ötztaler Gletscherstraße

Es blieb trocken, und ich erreichte den höchsten auf Asphalt anfahrbaren Punkt der Alpen:

Höchster auf Asphalt anfahrbarer Punkt der Alpen Nachweisbild am Parkplatz Tiefenbachbahn

Der Tunnel kurz vor dem höchsten Punkt hatte es in sich - davor standen Schilder, die vor Glatteis im Tunnel warnten. Darauf steht man als Zweiradfahrer ja total. Und tatsächlich, einige stellen waren tatsächlich etwas glitschig.

Die Ötztaler Gletscherstraße wieder runtergefahren, nochmal ein Blick nach oben.

Nachdem ich ein paar Fotos gemacht und die Luft dort oben genossen hatte, fuhr ich wieder runter - weiter rauf geht ja auch nicht. In Sölden angekommen, fuhr ich weiter Richtung Timmelsjoch. Kurz vor der Mautstelle, noch auf österreichischer Seite, nahm ich mir noch ein paar Minuten Zeit um das tolle Panorama zu genießen.

Panorama kurz vor’m Timmelsjoch, Teil 1 Panorama kurz vor’m Timmelsjoch, Teil 2

An der Mautstation sind die Bauarbeiten zum Wiederaufbau des abgebrannten Museums in vollem Gange. Da Baustellen überall gleich aussehen, gibt es hiervon keine Bilder.

Kurz vor der Passhöhe konnte ich nochmal das Wahnsinnspanorama genießen, das auch bei schlechten Wetter und schwer im Himmel hängenden Wolken einfach beeindruckend ist.

Panorama kurz vor’m Timmelsjoch, Teil 3

Dies war mein zweiter Besuch an diesem Pass, und zum zweiten Mal ist die Passhöhe mit Wolken verhangen. Trotzdem knipste ich natürlich noch mein Passknacker-Nachweisbild, diesmal nicht am Passschild, sondern am Rasthaus. Wolkenverhangen war beides, hier war wenigstens auch noch ein massiver Schneerest im Bild.

Rasthaus Timmelsjoch mit Schneerest

Mit der Passhöhe habe ich auch die Grenze nach Italien überschritten. Der Weg hinunter war weniger spannend, da ich meistens hinter Autos festhing, die nicht an Fahrradfahrern vorbeikommen. Apropos: So sehr mich die unmotorisierten Zweirad-Kollegen auch manchmal nerven - meinen allerhöchsten Respekt haben sie trotzdem. Allein mit Muskelkraft (und das ist bei den meisten der Fall) auf über 2000 Höhenmeter (in dem Fall über 2500) hochzustrampeln, das ist schon eine Leistung. Allerdings kein Fall für mich, ich genieße da lieber die Fahrt, während der Motor unter mir die Arbeit macht.

Nachweis Tall

Der erste Nachweispunkt in Italien war “Tall / Hirzer Bergbahn” - das Wetter sah dann doch schon wieder nicht mehr so freundlich aus. Bei mir war es jedoch noch trocken, die Straßen waren auch trocken, also war ich zufrieden.

Wolkig

Von hier wollte ich eigentlich auf der Höhenstraße, auf der ich gerade war, weiter Richtung Süden fahren, ein Schild “Nur für Anwohner” ließ mich jedoch umdrehen und zurück auf die SS44 fahren. Nun, dann halt so. Ich folgte der SS44 bis Meran, hier befuhr ich jedoch wieder kleinere Straßen. Um schließlich zum Nachweispunkt “Schermoossattel” zu kommen.

Nachweispunkt Schermoossattel Schermoossattel, andere Blickrichtung

Ich hatte diese Etappe der Tour bewusst so geplant, dass ich jetzt erst mal zum Hotel fahren und dort einchecken konnte. Somit hatte ich keinen Stress, dass ich bis zu einer gewissen Uhrzeit unbedingt im Hotel sein musste. Und je nach Wetter und körperlicher Verfassung könnte ich dann nochmal los oder auch nicht.

Ich fuhr also Richtung Bozen, kämpfte mich dort durch den Nachmittagsverkehr. Ich bin ja wirklich ein Fan von Calimoto - zur Navigation in größeren Städten taugt es aber nicht wirklich. Das musste ich auch in Bozen wieder lernen. Um zu meiner Unterkunft zu kommen, musste ich die Stadt einmal von Norden nach Süden durchqueren. Wenn ich mir im Nachhinein so meinen gefahrenen Weg ansehe, wäre das wohl auch besser gegangen. Aber was solls, ich kam schließlich bei meinem Hotel an. Das im übrigen nur knapp außerhalb von Bozen, aber schon etwa 600 Höhenmeter über Bozen liegt. Die Straße dort hoch machte richtig Spaß: schmal, kurvig, mit Kehren und viel Steigung.

Mein Gepäck brachte ich schnell in mein Zimmer, dort wollte ich mich meiner Silikonüberzieher entledigen. Natürlich entfernte ich zuerst das Klebeband, mit dem ich den einen Überzieher repariert hatte, trotzdem riss dieser beim Ausziehen schließlich komplett ein - also wanderte dieser und sein Pendant vom anderen Fuß sofort in den Müll. Wenn’s die nächsten Tage nochmal stark regnen sollte, würde ich eben doch wieder nasse Füsse bekommen.

Ich warf einen kurzen Blick auf die Wetterkarte: Der Rest des Tages sollte in der näheren Umgebung trocken bleiben. Ich hrchte ebenfalls kurz auf meinen Körper, der sagte, etwas fahren geht schon noch. Geplant hatte ich noch 8 Passknacker-Punkte, davon warf ich die entferntesten drei aus meiner Route. Ein guter Kompromiss.

Gampenpass

Ich fuhr also ohne Gepäck los, das Regenzeug hatte ich ausgezogen, aber im Seitenkoffer dabei. Der erste Punkt, den ich ansteuerte, war der Gampenpass. Nun sollten eigentlich die Punkte Brezer Joch, Hofmahdjoch und der Passo Predaia folgen, die übersprang ich jedoch. Nun folgte der Punkt Penegal, hier sollte ein Foto vor dem Hotel Serafino Penegal gemacht werden. Dieses liegt am Ende einer Stichstraße, die kurz vor dem Mendelpass Richtung Norden abzweigt. Und es liegt noch mal knapp 400 Meter über dem Mendelpass.

Penegal

Foto geknipst, kurz den Ausblick genossen, und weiter ging es, die Straße wieder runter. Wenn der Mendelpass schon in unmittelbarer Nähe ist, wird dort natürlich auch ein Foto gemacht. Die Passhöhe liegt relativ unspektakulär im Ort Mendel (oh Wunder!), und ist durch ein schickes Holzschild gekennzeichnet.

Mendelpass

Inzwischen fing es wieder leicht an zu regnen. Geplant wären nun noch zwei Passknacker-Punkte gewesen: Der Kreiter Sattel (“Kojotenpass”) sowie Colle / Kohlern. Für den Kreiter Sattel hätte ich noch eine große Schleife fahren müssen, aufgrund des einsetzenden Regens und der ebenfalls einsetzenden Müdigkeit des Fahrers habe ich mich jedoch dagegen entschieden. Diesen Pass konnte ich auch in die geplante Tour von Tag 2 oder 3 problemlos einbauen.

Ich fuhr also zurück Richtung Bozen, und hier zu meinem Hotel. Der letzte Punkt des Tages lag nämlich ein paar Kilometer oberhalb meiner Unterkunft.

Nachweisbild Colle / Kohlern

Dort oben angekommen, genoss ich noch mal den tollen Ausblick. Ich bin nur ein paar Meter aus Bozen rausgefahren, habe hier aber schon so eine Aussicht.

Ausblick Kohlern Ausblick Kohlern

Nun konnte ich das Motorrad sozusagen zum Hotel zurück rollen lassen, es ging nur ein paar hundert Meter bergab, schon war ich an meiner Unterkunft.

Blick vom Hotel-Balkon Richtung Bozen

Fazit Tag 1: Trotz des Wetters und der Verkürzung eine tolle Tour. Verkürzen war allerdings die richtige Entscheidung, als ich Hotel angekommen bin, merkte ich deutlich, dass mir der Tag ziemlich in den Knochen steckte. Es waren aber auch starke Temperatur-Unterschiede, die ich durchfahren habe. Gestartet morgens bei Regen und etwa 12 Grad. Zwischendruch knapp über 5 Grad am Tiefenbachferner. Und letztendlich in Südtirol teilweise 32 Grad. Da kann man schonmal etwas müde werden. Geplant hatte ich für Tag 1 maximal 650 Kilometer, gefahren bin ich tatsächlich 550 Kilometer.

Im Übrigen wollte weder an der deutsch-österreichischen Grenze noch an der österreichisch-italienischen Grenze irgendjemand einen Nachweis über meinen Corona-Status sehen. Auch im Hotel hat sich niemand dafür interessiert. Aber ich hatte alle Dokumente dabei, einer bei einer Kontrolle wäre nichts schiefgegangen.


GPX

Link zur Tour

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